Die-Artraktion-im-Seehafen
Friederike-und-Christian-Wagener-Mutter-und-Sohn-verkaufen-und-stellen-zusammen-her
Bei-Sepp-aus-Oberbayern-findet-ein-Plätzchenbackherz-einfach-alles
Benjamin-Fink-ein-bayrisches-Original-mit-Tradition
Ingrid-Teschler-mit-ihren-Vierjahreszeitensohlen
Antonio-hofft-auf-gute-Geschäfte-mit-Kinderjacken-aus-Peru
Jürgen-Rosenwirth-und-einer-seiner-Kollegen-mit-viel-Erfahrung-und-Liebe-zum-Markthandel-mit-im-Gepäck
Richard-Knopf-ein-Mann-mit-Marktspirit
Frank-Kollwitz-mit-Charm-und-Perglanz-top-im-Geschäft
David-Reinhard-seit-Kindertagen-auf-dem-Jahrmarkt-tätig
Bugoliub-entwickelt-immer-noch-und-sucht-Mitarbeiter
Bugoliub-seit-seit-über-40-Jahren-mit-seinen-selber-entwickelten-Produkten-auf-dem-Krämermarkt
Der-billige-Jakob-der-bekannteste-Markthändler-weit-und-breit
Ein-Blick-von-der-Riesenradgodel-aus
Ein-Blick-von-der-Riesenradgondel-aus-2
Einmal-im-Jahr-das-Fest-des-Krämerns-und-Rummelns
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Ort-Kategorie: EmotionsOrt-Schlagwörter: Wo der Orangenreinger Charakter bekommt
Jedes Jahr wenn die Blätter der Bäume schon fortgeschritten rot-braune Töne tragen, findet für vier Tage, eine ganz spezielle Jahreszeit auf der Lindauer Insel statt. Sie lädt die Menschen seit dem Jahr 1652 ein, die zahlreichen und unterschiedlichsten Krämermarktstände aufzusuchen. Zudem bietet der Jahrmarktrummel ein Pottporie an Fahrgeschäften, Schießbuden und Losständen, der seit dem Bau der neuen Inselhalle endlich seinen würdigen Standort im Seehafen bekommen hat. Das absolute Highlight, gerade zum Abschluss eines Jahrmarktbesuches ist es, den Blick auf die wunderschöne Bodenseekulisse mit den dazugehörigen Österreichischen und Schweizer Alpen, vom Riesenrad aus genießen zu können. Der Jahrmarkt ist nach wie vor ein Besucher-Magnet, doch der große Boom ist längst vorbei! Krämermärkte werden nicht erst seit gestern, ich möchte sagen, bedroht! Bedroht von Dumpingpreisen und Internet-Konsum.
Das durchschnittliche Einkaufsprofil eines Deutschen sieht mittlerweile etwas anders aus als noch zu meiner Kindheit! Schnell, bequem, am besten geliefert und natürlich so günstig wie nur irgend möglich muss es ja schon sein! Man sieht sich zwar noch gerne vieles im örtlichen Einzelhandel und auf den Märkten an, aber gekauft wird viel zu oft im Internet! Wir sollten jedoch vorsichtig sein, denn uns geht langsam das Gespür für wahre Einkaufserlebnisse verloren und das mindert erheblich den ideellen Wert unserer Waren, die uns damit immer weniger glücklich machen, so mein Eindruck. Dieser Eindruck bestätigt sich für mich, wenn ich in diesem Jahr durch die Stände ziehe, mich mit einigen gut bekannten Marktstandgesichtern ins kurze Gespräch gehe, und mir vorstelle all dies vielleicht irgendwann tatsächlich nicht mehr vorzufinden!
In der Fußgängerzone angekommen empfang mich ein Geruch von verschiedensten Gewürzen der mich zu meiner ersten Marktbude von „Wageners Kräuterhaus,“ zog: Hinter dem Stand, Friederike und Christian Wagener, Mutter und Sohn.
Seit über 38 Jahren steht Frau Wagener auf den verschiedensten Märkten und ihr Sohn auch seit dem er denken kann. Sie lieben die Arbeit auf dem Markt, den Umgang mit den Kunden. All ihre Gewürzmischungen – und es sind unglaublich viele -, werden in eigener Produktion im Kräuterhaus gemischt. Die Erzeuger ihrer Kräuter kennen die Wageners sehr gut, und was ihnen sehr wichtig zu erwähnen scheint: „Was drauf steht ist auch drin! Und nicht mehr und nicht weniger!“
Hier kaufen die Menschen also ehrliche Bio Qualität! Ist das nicht ganz klar eine Eigenschaft die wir uns beim ortsansässigen Discounter ebenso wünschen, etwas ehrliche Information über unsere Ware und im liebsten Fall natürlich die erstklassige Qualität, die uns leider nicht oft genung angeboten wird!
Nicht weit weg von Wageners Kräuterhaus, traf ich auf Sepp aus Oberbayern, der mit seinem Weihnachtsaustecher-Stand einen echten Hingucker darstellt:
Vom einfachen Stern und klassischen Tannenbaum, über normale und gebogene Herzen, Birnen, Smilies, Schmetterlingen, bis hin zu Mini Bärchen, Fischen und Puzzle-Stücken, ist hier einfach alles zu finden was ein Plätzchen-Bäcker-Herz bewegen kann. Seit 21 Jahren insgesamt, und 15 Jahren hauptberuflich, bietet der gelernte Schriftsetzer seine bunte Auswahl an und hat es nie bereut diese berufliche Veränderung gewählt zu haben.
Ein paar Bretterbuden mit Tischdecken, Topflappen, Duftölen, warmen Seelen, Mützen und Schals weiter, stach mir ein nächstes echtes Original ins Auge:
Ein zünftig gekleideter junger Mann der Herrentrachtenmoden anbietet. Benjamin Fink aus Durach im Allgäu, stellt sich der junge Mann mir vor: In dritter Generation vertreibt er die Herrentrachtenmode und erzählt mir stolz, dass sein Großvater das Unternehmen 1945, direkt nach Ende des 2. Weltkriegs, das seit 1931 besteht, übernahm. Man sieht und spürt diesen Stolz, wenn man Benjamin zuschaut, wie er respektvoll im Umgang seine Trachtensocken und Hemden zusammen legt.
Wer hier einkauft, erwirbt eindeutig liebevolle Tradition, diese werden wir wohl kaum mit irgendwelchen Discounter- und Online-Trachtenwaren, erhalten!
Nicht weniger fasziniert mich Ingrid Teschler, eine fast 80 jährige Dame aus Pforzheim, die seit 27 Jahren die „Vierjahreszeiten-Schuhsohlen“ gemeinsam mit ihrem Mann auf verschiedenen Märkten im Dreiländereck anbietet. Sie erzählt von sehr guten Verkaufszeiten und dass sie auch heute noch von vielen Stammkunden besucht werden. Doch langsam kämen sie und ihr Mann in die Jahre des Ruhestands und der ganze Trubel würde schon manchmal etwas viel werden!
Doch vielleicht wäre es auch gut jetzt in den Ruhestand zu gehen, da sich die Menschen ja schon etwas verändert hätten, gibt sie schmunzelnd zu, denn schweren Herzens hat sich das Händlerpaar entschieden diese Marktsaison zu ihrer letzten zu benennen! Als die Dame mir ihre Hand zum Abschied reicht und wir uns gegenseitig eine gute Zeit wünschen, spüre ich in ihrem Händedruck wie schwer ihr der Abschied vom Jahrmarktleben fällt!
Ganz im Gegensatz zu Antonio aus Equador, der seine bunten Kinderjacken aus Peru, eine wahre Farbenfreude, an seinem Stand präsentiert.
Und natürlich hofft er auf gute Geschäfte, auch wenn heute am ersten Tag in Lindau noch nicht viel eingenommen wurde. Es sei ihm wirklich sehr gewünscht, denn seine Waren sind einfach entzückend!
Ob es noch gute Geschäfte für die Händler auf Krämermärkten gibt, hängt schlicht von unserem Konsumverhalten ab!
Dies bestätigt mir ebenfalls, mit viel Zuspruch für diesen Artikel, ein mir bekannter Lederwarenhändler Namens Jürgen Rosenwirth. Seine selbst entworfenen und gefertigten Lederwaren sind vom Lindauer Jahrmarkt nicht weg zu denken. Viele junge Kunden wollen heute nur Markenartikel, schildert mir Jürgen. Das Markenschild scheint wichtiger als die Passform zu sein.
„Meine Kunden sein zwischen 35 und 70 Jahren alt“, sagt er außerdem und erzählt davon, dass viele Kunden erst mal etwas schockiert reagieren wenn er auf die Frage: „Hey bist Du auch im Netz?“ ein „Nein“, bekommen. Doch wenn er den Leuten dann anbietet jetzt den Wunschartikel mal anzuprobieren, und sich auf die Rückseite einer seiner Visitenkarte den Artikel und die Größe zu notieren, dann noch anhängt das seine Waren zu einem späteren Zeitpunkt einfach telefonisch bestellbar sind, lassen sich doch einige doch darauf ein, und merken plötzlich dass nicht alles online stattfinden muss! Dazu kommt die Gastfreundlichkeit des Unternehmers! Denn sehr viele Menschen bekommen in dem mobilen Leder-Paradies erst mal ein Getränk zur Begrüßung angeboten.
Man spürt die Leidenschaft für seine Lederwaren wenn man mit Jürgen ins Gespräch kommt! Er habe sehr gute Erfahrung mit Stammkunden denen er auch per e-mail Bescheid gibt, wenn er in die Nähe des Kundenstandorts kommt, aber genauso fällt ihm auf das immer mehr Leute, Taschen- also einkaufs-los durch die Marktstände ziehen, nur Bilder machen, Preise vergleichen und dann völlig emotionslos mit ein paar sterilen Computer-Klicks online bestellen. Ohne das doch persönlich werdenden Kleidungsstück vorher gespürt und anprobiert zu haben. Es ist eigentlich nicht zu verstehen, wie sich viele von uns dem Einzelhandel gegenüber verhalten, denn er bringt die Erfahrung mit, die uns selbst oft fehlt.
Jürgen bringt Design und Passform seiner Hosen und Jacken mit dem Erscheinungsbild seiner Kunden oft viel besser in Einklang als diese selbst es objektiv können!
Als ich dann mit Richard Knopf, einem weißbärtigen Althippie der nun seit 45 Jahren seinen Silber und Holzschmuck, sowie stilechte Hippiekleidung liebevoll präsentiert, verspüre ich dann diesen ganz alten Spirit der guten alten Händlerzeit, als die Menschen Konsum noch als Highlight erlebten und nicht als normale Alltagsbeschäftigung . Der mystisch angehauchte Mann berichtet mir von seinem Zuhause, einer kleinen Siedlung, abgeschieden mit insgesamt 10 Leuten, wo er sich immer wieder gerne zurück zieht nach all dem Jahrmarkt-Trubel. Doch genauso gern fahre er dann wieder hinaus mit seinen Waren und erfreut sich an den Menschen die ihm aufs neue begegnen. Es sind die Gegensätze die er brauche und liebe! Dabei strahlt er mich an und ich spüre den Hippie in ihm, der nicht verstehen kann, dass die Menschen heute ständig konsumieren und sich nicht mehr die wahre Freude des Entsagens, als Erholungsphase der Sinne, gönnen!
Auf meinem Rückweg wieder Richtung Rathaus begegne ich Frank Kollwitz, der wie in jedem Jahr seinen Perlglanz Intensiv- Reiniger mit ganz besonders viel Charm, Witz und Eleganz an die Dame und den Herren bringen möchte, und das offensichtlich mit Erfolg! Die Leute bleiben nicht nur stehen um den charmanten Redner zuzuhören, sie kaufen oft mit ebenso viel Charm wie ihnen Frank entgegenbringt, und freuen sich schon aufs nächste Jahr, wenn der Mann, der den Perlglanz seiner Politur förmlich im Blut trägt, wieder für sein längst bewährtes Produkt wirbt!
Ebenfalls treffe ich wieder auf meinen Gigant-Multi-Schneider, der von David Reinhard Wort- und Hobel-gewandt mit viel Körpereinsatz, vorgeführt wird. Er wird ständig weiterentwickelt und auch in diesem Jahr gibt es wieder eine neue Schnittfläche, diesmal für Wokgemüse. Ist das nicht klasse, ganz unkompliziert kann ich hier vor Ort, meinen schon zu Hause vorhandenen Hobel erweitern! Ohne mich irgendwo einloggen zu müssen! Wunderbar!Außerdem treffen meine Augen auf einen Mann, Namens Bugoliub, seit 50 Jahren in Deutschland, und seit über 40 Jahren mit seinen eigenen Produkten auf dem Markt.
Ursprünglich stamm er aus Serbien und lebt wahnsinnig gerne in Deutschland.
Mit seiner freundlichen ruhigen Art erklärt er einer jungen Dame wie sein selbstentwickelter Nagel- und Hornhautentferner aufzutragen und anzuwenden ist, während er mit genau der richtigen Mischung aus freundlicher Zurückhaltung und mit professioneller Initiative, die Hand der potentiellen Kundin ergreift, um ihr die Anwendung praktisch zu demonstrieren!
Er erzählt mir, dass er trotz seiner 70 Jahre irgendwie noch nicht ans Aufhören denkt. Im Gegenteil, aktuell entwickelt er final einen Toiletten-Sitz mit Noppen und hofft darauf Vertriebsleute für sein Produkt erwärmen zu können.
Gern könnt ihr seine Webseite besuchen: www.bogo-original.de
Unmöglich einen so persönlichen Kontakt zu einem Hersteller direkt zu bekommen mit ein paar Mausklicks oder einem Telefonat! Das funktioniert nur noch auf kleinem persönlicherem Raum, wie solchen Krämermärkten.Genauso eine wahre Freude wie Bugoliub mit seinem unermüdlichen Unternehmergeist zu begegnen, ist es mir, am Rathaus angekommen, auf den guten alten „Billigen Jakob“ zu treffen, was nun wirklich nicht selbstverständlich ist, auch und gerade weil wir alle schon mit ihm groß geworden sind! Wo haben unsere Arbeiterväter in den 70er und 80er Jahren, stets ihre Hosenträger und unsere Mütter den Original Orangenreiniger gekauft? Nur bei einem, dem Billigen Jakob. 85 Jahre ist er nun schon alt, verrät er mir, wie gewohnt, für alle umstehenden Passanten über sein an der Jacke fest installiertes Mikrofon, hörbar.
Ich sage ihm, dass ich mich sehr freue, ihn immer noch hier anzutreffen und er erwidert mir schmunzelnd: „Ich muss ein wenig langsamer machen, ich hatte 2016 einen Herzinfarkt, aber so Gott will, möchte ich schon noch 30 Geschäftsjahre machen!“
Dann wären es ganze 100 Jahre, denn bereits volle 70 Geschäftsjahre hat der billige Jakob schon auf seinem Händlerbuckel, ein wahre lebende Jahrmarktlegende. Und schon seit vielen Jahren hat er einen festen Ehrenplatz direkt vor dem Lindauer Rathaus.Als ich mich vom Billigen Jakob verabschiede, überkommt mich Melancholie. Ich frage mich ob wir in 50 Jahren auch noch auf Jahrmärkte gehen und der Billige Jakob wie seine Mitstreiter genug Nachwuchs finden werden?!?
„So Gott will“ und wir Kunden! Bevor ich meinem kleinen Hunger nachgebe, angeregt durch all die kulinarischen Marktgerüche von Apfelküchle, Grillwürsten, Maroni, und vielem mehr, und begebe mich in Richtung Seehafen und damit zum Rummel.
Es ist schon ziemlich erstaunlich, ich gehe ja nun schon lange Zeit jedes Jahr auf den Jahrmarkt, und mache immer noch kulinarische Entdeckungen, wie den Schwabenspieß.
Mariniertes Putenfleisch auf einem großen Holzspieß mit gedrehtem Hefeteig umzogen.
Einfach super lecker!Und nun mal Hand aufs Herz liebe Konsumenten, wollen wir uns wirklich einen Herbst ohne Jahr-, Trödel-, oder Martinimarkt vorstellen? Wollen wir uns wirklich diesem Herbstfest der Sinne, und dem direkten Handel von Mensch zu Mensch, all den dazugehörigen, positiven Verkaufserlebnissen entziehen, in dem wir nur noch durchlaufen und nicht kaufen, und die Jahrmärkte damit in den sicheren Tod führen?
Oder wollen wir all die symbiotische Authenzität der Händler und ihren Produkten, die euch auf den Bildern ins Auge springen wird, ebenso für uns nutzen und die Freude am Kauf zu bewahren. Es gibt schließlich jetzt schon genug zunehmende Probleme im Bereich Kaufsucht, die aus meiner Sicht entsteht wenn den gekauften Artikeln, ich möchte sagen, der Charakter, das Gesicht, die Geschichte, die Emotionen dazu fehlen und wir uns keine Konsumpausen mehr gönnen!
Lasst uns an die uns so wichtig gewordenen Urlaubsmitbringsel im vermeintlichen Alltag erinnern, wie sie uns an eine schöne besondere Zeit, nette Gesellschaft, leckeres Essen und viele positive Emotionen noch Jahre nach ihrem Erwerb in uns hervorrufen, und uns fragen warum wir uns oft so schwer damit tun, an all diesen „leeren“ Artikel vorbei zu gehen um stattdessen vielleicht beim nächsten Jahrmarkt, ein Produkt mit Charakter erwerben!Keine Einträge gefunden
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